2012: Krise der BVK und aller PKs

[30.04.2012] Krisen-Sitzungen im Zürcher Kantonsrat

Der Ausdruck „Krise“ wird uns aus verschiedenen Stiftungsräten rapportiert, oder gar wie in Zürich, aus Kantonsrats-Sitzungen.
Noch im Jahr 2000 (früh in unserem Rückblick auf das Wirken der UBS Investment-Megabank) schwamm die Zürcher BVK im Geld:  Sie hatte ein verfügbares Vermögen von 19.2 Mrd Fr für nur 53’000 Versicherte und einen Deckungs­grad von 118%.  Als Arbeitnehmer beim Kanton Zürich konnten wir also beruhigt unserer Pensionierung entgegensehen. 

In Frühjahr 2012 hat die BVK für über 78’000 Versicherte nur noch 20.9 Mrd Fr verfügbar, womit der tatsächliche Deckungsgrad, nach Rechnung von Spezialisten, mit heute realistischen Verzinsungssätzen, nur noch 60% sein soll.  Das heisst, dass jeder Versicherte mit z.B. 80’000 Fr Einkommen, der Ende 2000 noch glaubte, mit einem Sparkapital von ca 650’000 Fr und einer Rente von mindestens 42’000 Fr in den Ruhestand gehen zu können, heute eigentlich nur noch knapp 400’000 Fr auf seinem Konto verfügbar hätte.  Seine Einlagen, plus die des Arbeitgebers, der letzten 10-15 Jahre, haben sich gänzlich in Luft aufgelöst.  Heute fehlen mindestens 4.1 Mrd Fr !

„Die Finanzmärkte hätten verrückt gespielt in den letzten Jahren.“  „Dazu hätte man mit Anlagen in privaten, von befreundeten Personen geführten, Investment-Gesellschaften ca 250 Mio Fr verloren.“  Sündenböcke werden gesucht, Anlagechefs verhaftet.  Eine PUK sei eingesetzt worden, die Strafbehörden seien am Ermitteln, ob alles mit rechten Dingen zugegangen sei bei diesen Anlage-Entscheiden.
 

Nach unserer Erfahrung wird am falschen Ende der Wirkungskette gesucht, bestraft und entlassen: Die „Akteure“ sitzen bei den Investment-Megabanken!

In „Neue Anklage im Fall BVK“, NZZ vom 18.04.2012, steht zu einem angeklagten Berater der BVK:
„… Der Beschuldigte, der in diesem Punkt geständig ist, soll in einem Zeitraum von vier Jahren insgesamt rund 3 Mio Fr an branchenüblichen Provisionen, sogenannte Retro­zessionen, für sich behalten haben, die vertragsgemäss der BVK zugestanden wären. …“

Unser Kommentar:  Retrozessionen und Provisionen sind in der Branche der Vermögens­verwaltungen verpönt, nicht „branchenüblich“!  Mit Retrozessionen teilt ja immer eine Investment-Bank, als Hersteller eines schwerverkäuflichen Produktes, mit einem Händler (Berater, Vermittler) den Gewinn aus dem meist zu teuren Verkauf dieses Produktes an den End-Kunden (BVK). 

Welche Aktien hat denn die grosse Pensionskasse BVK nicht direkt gekauft ?  Oder waren es doch Kommisionen an die Mitarbeiter ?
Wir können das einfach nicht glauben.  Die beiden grossen Pensionskassen der Stadt und des Kantons Zürich sind immer als „Opinion Leader“ aufgetreten, aus eigenem Research, oder „angestossen“ durch die Investment Banker mit ihren Optionen:

In den 80er Jahren erfand Ebner die Stillhalter-Optionen, für die er grosse Aktionäre und deren Aktien brauchte, und für die er den Stillhaltern Kommissionen zahlte.  Die Stillhalter-Optionen hatten einen positiven, glättenden Einfluss auf den Aktienkurs und sicherten so Ebner’s ganze „Philosophie des langfristig angelegten Aktiensparens“.

In den 90er Jahren war es ein offenes Geheimnis, dass die Händler auf ihre „Kollegen“ bei den grossen Pensionskassen „schauten“, wenn neue Optionen am Markt aufgelegt wurden.  Wobei „schauen“ nicht unbedingt „aktiv“ sein musste; allein das (abgesprochene) gemeinsame Auftreten als grosse Käufer der unterliegenden Aktien, trieb den Kurs in die Höhe und ermöglichte allen Akteuren satte Gewinne auf den Optionen.  Diese Gewinne musste man hin und wieder ein wenig teilen mit den Mitarbeitern der grossen Aktien­besitzer.  Viele Händler wurden reich, oder gründeten gar ihre eigene kleine Bank oder Vermögens­verwaltung, um diese Optionsgeschäfte herum.  Per Saldo kamen unsere Pensionskassen nicht zu Schaden, solange die Kurs-Entwicklung immer nur aufwärts ging:  Von den 8% Kurssteigerung, minus ca 2% Inflation und 1% Steuern, blieb doch noch eine angemessene Verzinsung für unsere Altersguthaben.

Und dann kam die Phase der neuen Investment-Megabank UBS, und ihrer Konkurrenten und kleineren Nachahmer: Ab 1998 wurden mit riesigen Mengen von Optionen die Kurse, vor allem nach IPOs, in die Höhe getrieben, „bis die Dot-com Blase platzte“. 

Falsch !! :  Bis man die Blase der manipulierten Kurse platzen liess, die ja gar keine Relation mehr hatten zum unterliegenden Geschäft der Dot-com Firmen. 

Ja !! :  Und weil man ja schon die Optionen für den gesteuerten Absturz bereit­gestellt hatte, mit denen man noch mehr und noch schneller „verdienen“ konnte.