GV 02.05.2013: Wortmeldung zum Traktandum „Jahresrechnung“,
von einem Schweizer Kleinaktionär :
Sehr geehrte Aktionäre,
Zuerst mein Kompliment an Herrn Ermotti, für seine freie, konzise und charmante Darstellung des Geschäftsjahres 2012.
Aber leider umfasst der Jahresbericht 2011 ca 500 bedruckte Seiten, der diesjährige Bericht schon ca 550 Seiten. Es ist schwer möglich, sich hier durchzuarbeiten und dem Management fundiert Décharge zu erteilen.
Vor allem auch, weil wir aus den Medien immer wieder irritierende Meldungen erhalten über die Rolle, die unsere übergrossen Banken im Krisenkontinent Europa spielen.
Ich habe hier ein Beispiel mitgebracht, das ich nirgends in den über 1000 Seiten der Jahresberichte 2011 und 2012 gefunden habe:
Bild 1: Ein kurzer Bericht in der NZZ vom 8.6.2012, der uns zum ersten Mal erahnen liess, was sich hier um den Paradeplatz herum so alles tut. Die Figur zeigt rot die sogenannten „Währungsreserven“ der Nationalbank, und beschreibt ihre Not, weiterhin Monat für Monat immer wieder riesige Beträge, hier im Mai 2012 mehr als das Gesamt-Budget der Eidgenossenschaft, an Euro „hereinnehmen zu müssen“. Wir wissen, dass diese sogenannten „Währungsreserven Euro“, welche die SNB offensichtlich niemandem mehr wieder-verkaufen kann, heute auf umgerechnet über 500 Mrd Fr angewachsen sind !
Bild 2: Ich habe die Grafik aus der NZZ noch etwas deutlicher herausgeschnitten, um dazu 2 Bemerkungen zu machen und dann 2 Fragen zu stellen. Sie sehen in Blau hervorgehoben die Fremdwährungs-Girokonten der inländischen Banken bei der Nationalbank, und sie sehen, was sich hier im August 2011 auf diesen Konten ereignete:
In wenigen Tagen nahmen unsere 2 Grossbanken die unvorstellbare Summe von ca 170 Mrd Euro „herein“, Fluchtgeld aus den Euro-Ländern Griechenland, Italien, Spanien, Frankreich. Offensichtlich in Absprache mit dem Präsidenten der Nationalbank, der für seine Bank auch noch 70 Mrd Euro (und ein paar 100’000 für sich privat) einkaufte, im Tausch für Schweizer Franken, Schweizer Gold, Schweizer Immobilien, Schweizer Unternehmens-Anteile, etc.
Dies war der Startschuss für die unerwartete Kapitalflucht aus den schon lange illiquiden Südeuropäischen Ländern; im August in die Schweiz, die folgenden Monate vor allem nach Deutschland, wo alle, insbesondere die Bundesbank, vollkommen und negativ überrascht wurden.
Bemerkung 1: Es ist für uns befremdend, dass am Beginn dieses grossen Debakels der Kapitalflucht in der EU, unsere Schweizer Grossbanken stehen.
Bemerkung 2: Es ist unglaublich, dass bis heute noch keine offizielle Stelle in der Schweiz auf die grossen Risiken dieser Transaktionen hingewiesen hat. Es ist lange überfällig, dass die Justiz sich der Straftatbestände (des Betrugs und Beihilfe dazu? der Begünstigung? Beihilfe zu Kapitalflucht? Geldwäscherei?) annimmt, bevor internationale Fander und internationale Gerichte wieder aktiv werden müssen.
Frage 1: Wir schätzen, dass die UBS in dieser 2.Hälfte August 2011 ca 120 Mrd Euro hereingenommen hat. Was haben Sie mit diesen Euro gemacht ? Haben Sie sie wieder verkaufen können, was wir kaum glauben, oder sind sie jetzt immer noch auf einem Girokonto bei der SNB oder auf mehreren bei anderen Banken?
Frage 2: Als am 6.Sept. der Präsident der Nationalbank die sogenannte Untergrenze des Euro bei 1.20 verkündete, machte die UBS über Nacht ca 20 Mrd Fr Gewinn. Was haben Sie mit diesem Gewinn gemacht ? Wo steht er in der 200 seitigen Rechnung der Bank ? Oder wurde er gar an der Bank vorbeigeführt ?
Sehr geehrte Aktionäre, ich beantrage Ihnen, diese unvollständige Rechnung zurückzuweisen und der Verwaltung und auch den Revisoren keine Decharge zu erteilen. Danke.
P.S. Die Fragen wurden „natürlich“ vom Vorsitzenden Weber NICHT beantwortet. Dem Wortmelder bleibt nur noch der Weg über die Strafanzeige.